Haupttrainingswaffe Langschwert und Kampfkünste des Mittelalters 

Unsere Haupttrainingswaffe ist das lange Schwert.

HEMA und auch wir möchten dazu beitragen, die Fehlurteile über den mittelalterlichen Schwertkampf zu korrigieren. Jeder, der denkt, Ritter hätten vor allem brutal und zügellos gekämpft, sollte sich ein Fechtbuch anschauen (und bei uns drei Runde kämpfen). Der Ritter stand in Wissen und Können dem Samurai oder einem olympischen Degenfechter um nichts nach. Sobald man ein Fechtbuch öffnet, versteht man, dass jemand, der auf rohe Gewalt fokussiert ist, nie solche Techniken erfinden könnte.

In einem Fechtbuch des 14. Jahrhunderts wird Johannes Liechtenauer, dem Vater der deutschen Fechtschule, folgendes Zitat zugeschrieben.

"Wenn soll wider stark sein, so gesiegt allemal der Stärker, darum geht Lichtenauer fechten nach Recht und wahrhaftiger Kunst dar, dass ein Schwacher mit seiner Kunst und List, als schiere gesiegt, als ein Starker mit seiner Stärke - warum wäre anders Kunst?"



Historische Waffen und Rüstzeug, sowie moderne Trainingswaffen und Schutzausrüstung

Langes Schwert:
Stahl
Um den Originalschwertern so nahe wie möglich zu kommen, können Stahlschwerter genutzt werden. Auch wenn es mittlerweile leichtere und qualitativ sehr gute Stahlschwerter gibt, findet man oftmals noch Schwerter, die eher schwer sind. Dies, weil aus Sicherheitsgründen für den Schaukampf die Schlagkante dicker gehalten wird, was sich dann auf das allgemeine Gewicht auswirkt. Damit ein Schwert leichter und wendiger in der Hand wird, muss entweder die Hohlkehle tiefer und/oder breiter gezogen werden, oder aber die Klinge muss in der Breite schlanker werden. Hier gilt es, sich genau informieren und beraten zu lassen! Wichtig: Der Umgang mit einem Stahlschwert setzt gute Kenntnisse über Schwertkontrolle voraus, um zu wissen wie sich die Dynamik bei den verschiedenen Techniken auf das Schwert auswirkt, wie es (das Schwert) sich verhalten kann, usw.
Eine besondere Form der Stahltrainingswaffe ist die Fechtfeder, ein Schwert mit schmaler paralleler Klinge und stumpfem Ort. Entstanden in der Frührenaissance, ist sie heute die Regelwaffe für Turnier.

Aluminium
Logischerweise sind Stahlschwerter jene Schwerter, die den Originalen am nahesten kommen. Doch mittlerweile sind auch die Aluminiumschwerter eben jenen sehr nahe. Sie sind mit 1,4 kg leichter als so manches Stahlschwert, auch wenn ihre Schlagkante bei 6mm liegt. Auch der Ort der Aluminiumschwerter ist breiter. Aluschwerter sind allerdings steifer als Nylon- oder Stahlschwerter. Es gibt Schwerter mit und ohne Hohlkehle. Über die Unterschiede sollte man sich ebenfalls informieren und beraten lassen!
Holz
Holzschwerter (ideal aus Eschen- oder Hainbuchenholz) sind sicherlich historisch korrekt und für den Anfang sehr gut geeignet, um Techniken, Abfolgen u.ä. einzustudieren. Sie eignen sich auch für leichtes Sparring. Doch je länger man dabei ist und je weiter man kommt, desto mehr merkt man, dass sie der tatsächlichen Natur eines Schwertes keineswegs das Wasser reichen können. Sie sind zwar handlich, doch steif und weniger dynamisch und daher für den Freikampf ungeeignet.

Nylon
Nylonschwerter sind die modernste Form von Trainingsschwertern. Die Schwerter haben ein ähnliches Gewicht wie die Stahlschwerter. Sie sind ein guter Kompromiss, um grösstmögliches authentisches Gefühl und Sicherheit für das Training zu gewähren. Sie eignen sich besonders gut für Kontaktübungen und leichten Freikampf.


Einhänder (kurzes Schwert):
Nylon / Stahl / Holz
Hier gilt ebenfalls grundsätzlich das, was schon unter Langschwert steht. Dennoch ist zu erwähnen, dass aufgrund der einhändigen Führung und dem geringeren Gewicht, eine grössere Wendigkeit als beim Langschwert entsteht (geringere Durchschlagskraft). Auch hier ist das Stahlschwert ideal für Freikämpfe.

Langes Messer:
Nylon
Mittlerweile gibt es auch hier Trainingswaffen aus Nylon. Diese sind jedoch ausserordentlich schwer und nicht zu empfehlen. Als Behelf kann bei einem Nyloneinhänder die normale Parierstange gegen eine Parierstange für langes Messer (mit Nagel) eingetauscht werden.
Holz
Hier gilt gleiches wie für das Kurzschwert und das Langschwert. Eine Anmerkung gibt es jedoch. Die Techniken des langen Messers, werden meistens aus dem Handgelenk heraus ausgeführt und daher eignet sich hier das lange Messer aus Holz eher weniger bis gar nicht. Mit dem nötigen Respekt und der nötigen Vorsicht gegenüber sich selber und seinem Trainingspartner könnte man entweder mit einer kurzen Holzstange beginnen oder aber mit dem langen Messer aus Alu.


Stahl
Es gilt auch hier grundsätzlich was schon bei den Stahlwaffen weiter oben erwähnt wird. Das Gewicht eines langen Messers aus Stahl sollte nicht über 1,3 kg liegen.
Aluminium
Auch die Aluminiummesser liegen im Gewicht den Messern aus Stahl sehr nahe und eignen sich daher als Trainingswaffen. Je nach Typus liegt das Gewicht zwischen 700 bis 1200 gr. und trotz der dickeren Klinge lässt es sich gut führen und es ist eine schnelle und wendige Waffe.


Rapier
Für Rapier gibt es keine brauchbare alternative zur Stahlklinge. Beim Kauf ist auf eine qualitativ hochstehende Klinge zu achten - billige Klingen brechen schneller als Klingen besserer Qualität, und die Bruchstellen sind selbst bei guter Schutzausrüstung gefährlich .

Hofdegen
Auch für Hofdegen gibt es keine brauchbare alternative zur Stahlklinge. Zum Training kann statt eines Hofdegen ein italienisches Florett verwendet werden, schliesslich war das Florett historisch gesehen die Übungswaffe für das Hofdegenfechten. Beim Kauf ist hier ebenfalls auf eine qualitativ hochstehende Klinge zu achten - billige Klingen brechen schneller als Klingen besserer Qualität, und die Bruchstellen sind selbst bei guter Schutzausrüstung gefährlich.

Buckler
Buckler, auch Faustschilde genannt, haben einen Durchmesser ca. 30 cm. Entweder sie sind ganz aus Stahl oder sie sind aus Holz mit einem Schildbuckel aus Stahl. In der Regel sind sie rund, aus der Renaissance sind jedoch auch andere Formen überliefert. Der Buckler fungiert entweder als Defensiv- oder als Offensivwaffe, was das Ganze an sich doch sehr interessant macht. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Materialstärke keineswegs unter 2mm liegen sollte!


Handschuhe
Die Hände sind des Gegners erstes Ziel! Also ist auch hier Vorsicht geboten. Zur Zeit die kostengünstigste Variante sind die speziell für den historischen Kampf entwickelten Sparring-Handschuhe von "Red Dragon". Eine weitere Möglichkeit sind Lacrossehandschuhe, da sie gut gepolstert sind und auch über den Fingergelenken, (ähnlich wie Plattenhandschuhe) biegsame Elemente haben und so Knöchel und Finger gut abdecken und schützen. Für den intensiven Kampf mit Stahlfedern sind Lacrossehandschuhe freilich nicht genügend, und auch "Red Dragon" sind nicht bei allen Turnieren zugelassen. Auch hier gilt es, sich auszutauschen und Erfahrungen anzuhören und sich dann zu entscheiden. Bei Turnieren mit Stahlwaffen (Fechtfedern) werden heute in der Regel nur Kämpfer zugelassen, die Spezialhandschuhe tragen (Handschuhe von "Absolute Force" oder "Ensifer" (Fechtschule Gdansk)). Für Turniere in Rapier oder Hofdegen genügen leichte Fechthandschuhe. Für Säbelturniere ist insbesondere ein Handgelenkschutz wichtig, die Hand selber ist durch den Korb weitgehend geschützt. Für den Anfang reichen normale Lederhandschuhe (Reithandschuhe,  Garten-handschuhe u.ä. mit gutem Griff), um die Hände etwas zu schützen und um u.a. auch schon ein Gefühl für den Griff mit Handschuhen zu bekommen. Handschuhe sind von Anfang an unumgänglich!

Körperschutz allgemein
Für den Oberkörper wird im Allgemeinen ein Gambeson zum Schutz genutzt. Diesen gibt es lang- und kurzärmelig. Er sollte allerdings nicht weniger/dünner als 3-lagig sein. Es gibt aber auch die Kombination der Fechtmeisterjacke (auch lang- oder kurzärmelig), mit innen liegender Polsterung. Mittlerweile besonders beliebt ist die speziell für den historischen Kampf entwickelte "Axel Pettersson"-Jacke von SPES. Diese gibt es in der Standardversion, die völlig ausreicht, oder in der Version "Pro". Insbesondere für Rapierwettkämpfe empfiehlt es sich, darunter einen Brustschutz (Plastron) aus Kunststoff anziehen. Ob man des weiteren Ellenbogen- und/oder Knieschutz anziehen möchte, ist jedem selber überlassen. Jeder muss für sich selber entscheiden, wie sehr seine/ihre Gelenke und andere gefährdete Körperstellen geschützt werden sollen. Vor allem im Freikampf und im Turnier sollte für Männer der Tiefschutz und für Frauen ein Brustschutz allerdings selbstverständlich sein!

Halsschutz (Gorget)
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Es gibt den Halsschutz aus demselben Material, wie beim Eishockey verwendet; den Halsschutz aus Leder; aus demselben Material wie der Gambeson (gepolsterter Kragen); und es gibt auch eine stählerne Halsberge. Auch hier gilt es, sich so gut wie möglich zu schützen. Das Beste ist, man tauscht sich mit anderen darüber aus, was für den Freikampf am idealsten ist.

Fechtmasken
Der Favorit unter den Fechtmasken ist die Fechtmeistermaske (1600N!). Sie hat einäusserst widerstandsfähiges Drahtgitter und ist sehr robust vom Material her. Da der Hinterkopf allerdings ungeschützt ist (wie bei allen Fechtmasken) ist es empfehlenswert einen entsprechenden Schutz zu organisieren.


Schutz im Freikampf und Turnier
Der Verein verfügt über Fechtfedern, Nylon-trainingswaffen, Lacrossehandschuhe, Masken und Gambesons für das regelmässige Training im Verein und ausserhalb.
Freikampf und Turniere mit Nylonwaffen

Für den Freikampf und Turniere mit Nylonwaffen genügen in der Regel gute Handschuhe, Maske und Gambeson; keine blosse Haut, keine Metall-verzierungen an der Schutzkleidung.
Freikampf und Turniere mit Stahlfedern
Turniere ficht man in der Regel nicht mit der eigenen Waffe, der Turnierorganisator stellt zwei Federn gleicher Art.

Für den offenen Freikampf und Turniere mit Stahlfedern werden verlangt:

Tiefschutz (m) / Brustschutz (f)

  • Handschuhe Typus "Absolute Force" oder "Ensifer"
  • Maske mit Hinterkopfschutz
  • Gambeson oder Fechtjacke, evtl. durch Plastron verstärkt
  • Armschutz (zB langärmeliger Gambeson, alternativ lederner Vorderarmschutz mit Ellbogenschutz oder separater Ellbogenschutz)
  • Beckenschutz (zB durch Gambeson oder separater Schutzgürtel)
  • Gorget
  • Schienbein- und Knieschutz, mit Schutz gegen seitliche Hiebe.

Freikampf und Turniere mit Rapier

Tiefschutz (m) / Brustschutz (f)

Für den offenen Freikampf und Turniere mit Rapier werden verlangt:

  • Rapier
  • Evtl. Dolch
  • Handschuhe
  • Maske mit Hinterkopfschutz
  • Gambeson oder Fechtjacke; Plastron empfohlen
  • Armschutz (zB langärmeliger Gambeson, alternativ lederner Vorderarmschutz mit Ellbogenschutz oder separater Ellbogenschutz)
  • Gorget